In jungen Jahren habe ich mich sehr viel mit Philosophie befasst und auch Religionen bzw. Spiritualität haben mich angezogen. Doch je mehr ich lernte – vor allem was das Erkennen an sich betrifft – desto mehr setzte sich in mir die Überzeugung durch, dass sich Philosophie häufig als „Darstellung intellektueller Möglichkeiten“ offenbart, aber es keinen „sicheren Grund“ für die Modelle gibt, keine dauerhafte unumstößliche Wahrheit.
Religionen sind meines Erachtens von Menschen geschaffen. Sie haben nichts Göttliches, sondern dienten und dienen als Basis für eine Gruppen-Identität, eine gesellschaftliche Ordnung. Die Religion lieferte Antworten auf ungeklärte Fragen und spendete Hoffnung, Trost und Sinn. Heute können die meisten Religionen dies nicht mehr erfüllen, weil die Botschafter der Religionen – die Menschen – unglaubwürdig geworden sind. Und weil der Mensch als ewig Suchender neue und überzeugendere Antworten gefunden hat und sich immer mehr selbst als „Gott“ erweist bzw. Fähigkeiten entwickelt, die einst nur Göttern zugeschrieben wurden.
Was aber ist dann der Sinn des Lebens?
Schon bei der Definition des Wortes „Sinn“ würde sich zeigen, dass jeder letztlich – wenn auch nur in kleinen Nuancen – etwas anderes darunter versteht. Für uns kommt als Sinn nur in Frage, was wir mit unseren gegebenen Wahrnehmungsmöglichkeiten erfassen können (Wahrnehmung im weiteren Sinn, also auch der Verstand). Denkbar ist indes auch ein Sinn jenseits unserer Möglichkeiten. Dies führt zu der Erkenntnis, dass wir womöglich niemals mit GeWISSheit wissen werden, worin der Sinn des Lebens besteht. ABER: Dadurch dass wir darüber nachdenken und dazu handeln können, sind wir frei den Sinn des Lebens selbst zu definieren, dem Leben einen Sinn zu geben. Leider sind wir damit manchmal noch überfordert. Schon die Wahl des Shampoos im Regal des Kaufhauses lässt manchen verharren, was aber wenn man tausende Optionen hat?
Für mich liegt der Sinn des Lebens im Leben selbst, es ist ein Selbstzweck, eine Manifestation des Möglichen, ein Gestaltungsspielraum.
Es ist also die glorreiche Aufgabe des Menschen – der irgendwann vor ein paar Tausend Jahren sich seiner selbst bewusst wurde (das war der Moment, in dem i.w.S. das Regal mit den etlichen Shampoos „entstand“) – den Sinn für sich selbst zu stiften und zu schaffen.
Dazu ein denkwürdiges Video von Carl Sagan: